| von Tania Witte |
Meine Zeit in Mannheim, meine Zeit im Turm neigt sich. Und ziemlich oft werde ich gefragt, was ich eigentlich so mache da oben und in der Stadt. Was „mein Job“ sei.
Also …
- Mein Job ist es, zu schreiben. In allererster Linie. Das tu ich, an gleich zwei Büchern gleichzeitig.
Zum einen an dem Buch, für das mich die Jury ausgezeichnet und die Stadtbibliothek eingeladen hat. „Sonnenblick“ heißt mittlerweile „Marilu“ und kommt viel zu kurz. Denn, zum anderen, sitze ich an dem neuen Buch von Ella Blix, das ich zusammen mit der ehemaligen Feuergriffel-Preisträgerin Antje Wagner schreibe. Die Abgabefrist für das Buch ist Ende Juni und stand schon, bevor ich wusste, dass ich Feuergriffel werden würde.
Normalerweise ist eine Buchendspurtphase etwas sehr Einsames, in der ich niemanden treffe, niemanden anrufe und nur schreibe, schreibe, schreibe.
Diesmal nicht.
Denn diesmal bin ich in Mannheim.
Wo ich, weil das eben auch ein Teil des Jobs ist:
- Lese.
An Schulen und auf der Straße, alleine und zu zweit, laut – und auch leise, weil leise lesen für meinen Beruf ein Muss ist. - Workshops gebe.
- Interviews gebe, dem Mannheimer Morgen, dem SWR2 und vielen Blogger*innen und Schüler*innen, die mir täglich schreiben.
- Für „Marilu“ recerchiere. Unter anderem im ZI, das ist ein Geschenk.
- Mich einen Tag lang von einem Fernsehteam des SWR begleiten lasse und Frage und Antwort zum Thema „Stadtschreiber*innen“ stehe.
- Mit zwei sehr unterschiedlichen Mannheimer Schreibgruppen Werkstattgespräche führe.
- Mit einer talentierten und liebenswerten Mannheimer Fotografin die Kunsthalle unsicher mache – für Pressefotos, unter anderem. Ja, das ist Arbeit!
- Lesungen für die Zukunft plane. Inklusive der Akquise, inklusive der Reisen – im Moment bin ich mit meiner Planung im März/April 2020.
- Meinen Verlag besuche, um über eine potentielle Veröffentlichung von „Marilu“ zu sprechen.
- Für dieses Blog schreibe.
- Mit der charmanten Rezeptionistin des Orthopäden, den Inhabern des Berufsbekleidungsladens und Wildfremden an Straßenkreuzungen darüber rede, was eine Stadtschreiberin tut, wieso, wo, wie. Und warum es wichtig ist, dass es solche Ämter gibt. Was Mannheim dabei einzigartig macht. Am Ende sind viele überrascht und auch ein bisschen stolz, dass Mannheim das deutschlandweit einzige Stadtschreiber*innenamt für Kinder- und Jugendliteratur hat.
- Bei einem Treffen mit einem US-amerikanischen Germanistik-Professor über eine auszugsweise Übersetzung eines meiner belletristischen Bücher spreche.
- Viel Zeit in Zügen nach Köln, Karlsruhe, Pforzheim, Edenkoben, Rodalben, Bad Dürkheim, Grünstadt, Darmstadt, Würzburg verbringe – überwiegend beruflich. (Nicht nach Berlin, nicht nach Den Haag. Für Zuhause hab ich gerade keine Zeit.)
- Mich in Mannheimer Buchhandlungen rumtreibe und dort ausgiebig Widmungen in Bücher schreibe – anonyme für zufällig vorbeischlendernde Menschen oder personalisierte Klassensätze für interessierte Schüler*innen.
- Die Social Media bespiele.
- Rechnungen schreibe, Buchhaltung mache, Umsatzsteuervoranmeldungen, naja.
- „Romeo und Julia“ im Junges NTM (Schnawwl) ansehe, der Kollegin Sarah Kuttner in der Alten Feuerwache lausche und Bernadette La Hengst bei Kultur am Neckar am Neckarufer.
- Die Stadt einatme. Den Wolken beim Ziehen zusehe.
- Tollen, tollen Menschen begegne.
- Meine Liebsten vermisse, manche von ihnen zu Besuch habe – und nie genug Zeit für niemanden.
So sieht das aus hier. Erwähnte ich, dass ich Bücher schreibe? 😉