Aus der Schreibwerkstatt mit Tania Witte – Teil 2

Und dann hast du dich abgewandt.

Ohne Ausdruck in deinem Gesicht, ohne Emotionen in deinen Augen, ich hab mich weggedreht und bin aufgestanden.

Was soll ich noch hier ohne dich, bei dir?

So viel Zeit und Gut, das sich verflüchtigt, als hätte ein Luftstoß einen Blätterstapel umgeworfen und aus dem offenen Fenster getragen. Niemand schaut uns an oder hinter her, sie wissen, dass gerade eine Ära in sich zusammen gebrochen ist. Möglicherweise erinnert es sie an vergangene Stunden oder Tage, in denen sie das gleiche Gefühl hatten. In denen sie sich gefühlt haben, als hätten sie keinen Plan und kein Ziel mehr. Als wären alle gelebten Momente bedeutungslos geworden.

Als wäre der Luftstoß nicht nur ein Hauch, sondern auch ein Orkan der Windstärke sieben gewesen, der Alles um uns herum dem Erdboden gleichgemacht hat.

Ich hoffe inständig, dass es kein Fehler war, dies aufzugeben. Es fühlt sich nämlich so an, als würden gleich alle Platten dieser Erde einen Meter auseinander gehen. Einen Sprung machen und alles mitreißen.

Ein großes Fragezeichen in leuchtend roter Neonschrift taucht in meinem Kopf auf, schwebt und steht dort. Die Verwirrung ist so schwer und dunkel, das sie das Strahlen des Piktogramms erstickt. Kein Platz für anderes. Warum zum Teufel kommt mir jetzt Herbert Grönemeyer mit „Mensch“ in den Kopf?

Ich weiß es nicht, doch ich laufe immer weiter weg, von dir und von Herbert.

Hanna

 

 

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